Dürfen Strafen Spaß machen?
Veröffentlicht am 20.03.2016 in der Kategorie Erotik GeschichtenGefunden im Internet
Autorin : VICTORIA DOHLE BDSM-Autorin
1. Warum diese Frage?
Eine merkwürdige Frage? Vielleicht. Aber nur auf den ersten Blick. Denn die Verunsicherung darüber ist größer als man denkt.
Und nicht nur bei Doms und Subs, die gerade erst am Anfang ihrer BDSM-Erfahrungen stehen. Es gibt Subs, die für jedes Vergehen von ihrem Herrn bestraft werden, aber dennoch unzufrieden sind. Hier lohnt es sich, die Art der Strafen näher zu betrachten. Sind sie zu hart? Zu lasch? Und schon sind wir mitten im Thema.
Auf der anderen Seite gibt es Doms, die konsequent jeden Fehler ihrer Sub bestrafen und trotzdem tanzt sie ihnen auf der Nase herum. Auch da ist es sinnvoll, die Art der Strafen unter die Lupe zu nehmen. Vielleicht waren es die falschen Strafen bisher. Ihr seht schon, das Thema Strafen ist gar nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick erscheint.
Der richtige Einsatz von Strafen sorgt für eine gewisse Nachhaltigkeit auf der Seite der Sub.
Sie wird es sich beim nächsten Mal zweimal überlegen, den gleichen Fehler noch einmal zu begehen. Sub wird gehorsamer und Dom kann sich mehr entspannen. Und auch Sub wird zufriedener, da sie merkt, dass Dom alles im Griff hat und ihr dadurch Sicherheit vermittelt. Ist die Strafe hart genug, kann Sub sich ihren Fehler selbst verzeihen, bei zu laschen Strafen bleibt bei vielen Subs ein schales Gefühl zurück.
Falls Sub unzufrieden ist mit der Art, wie ihr Dom sie bestraft, sollte sie mit ihm darüber reden. Für so ein Gespräch kann es hilfreich sein, sich vorher über das Thema zu informieren, um eine Argumentationshilfe an der Hand zu haben. Und auf der Seite des Doms kann es beruhigend sein, wenn man weiß, dass man nicht nur alles richtig macht, sondern auch, warum.
2. Worum geht es?
Im Folgenden werde ich die eingangs gestellte Frage von mehreren Seiten beleuchten.
Dabei unterscheide ich zwischen reinen Spielbeziehungen (SM) und Beziehungen, die BDSM als Lebensweise ansehen (D/s). Ich beleuchte sowohl die Seite der Sub als auch die Seite des Doms.
Ich stütze mich dabei nicht nur auf eigene langjährige Erfahrungen in meiner D/s-Beziehung, sondern auch auf die Erfahrungen zahlreicher Doms und Subs, wie ich sie in gemeinsamen Gesprächen und einer Diskussionsrunde im Chat mitbekommen habe. Ergänzt durch Informationen aus Foren und Blogs zum Thema Strafen.
Um den Text nicht unnötig aufzublähen, benutze ich durchweg die männliche Form für Dom und die weibliche Form für Sub. Dies schließt aber in keiner Weise andere Geschlechterverteilungen aus und ist nicht wertend gemeint.
3.
Es kommt auf die Beziehung an
3.1 BDSM als Spiel
In einer BDSM-Beziehung, die als reines Spiel betrachtet wird, versteht sich die Antwort auf die Ausgangsfrage, ob Strafen Spaß machen dürfen, von selbst. Natürlich sollten auch die Strafen Spaß machen, denn sonst wäre es kein Spiel mehr. So kann Dom seiner masochistischen Sub ordentlich den Hintern versohlen als Strafe dafür, dass sie immer so unverschämt geil ist. Beide ziehen daraus gleichermaßen Genuss und das ist vollkommen in Ordnung so.
3.2 BDSM als Lebensart
Hiermit ist die klassiche D/s-Beziehung gemeint in all ihren Varianten.
In solch einer Konstellation lässt sich die Frage nicht mehr so einfach beantworten, wir müssen differenzieren.
Betrachten wir zunächst die Seite des Doms. Natürlich darf Dom bei der Bestrafung seiner Sub Spaß haben. Es ist schließlich ihre Aufgabe, dafür zu sorgen, dass es Dom gut geht. Zwingend notwendig ist dies natürlich nicht und auch nicht immer machbar.
Manchmal bedeutet das Durchführen einer Strafe auch, konsequent und hart zu sich selbst sein zu müssen, z.B. wenn Sub etwas derart Heftiges angestellt hat, dass Dom sie mit Ignoranz bestraft.
In diesem Fall muss er auch Opfer bringen, schließlich muss er für die Zeit der Strafe auf ihre Gegenwart verzichten. Sie kann ihm in dieser Zeit nicht dienen, und wenn er noch so gerne mit ihr zusammen wäre, er muss hart bleiben. Das fällt nicht jedem Dom leicht.
Bevor Dom eine Strafe durchführen will, sollte er sich überlegen, welchen Effekt er damit erzielen will.
Geht es ihm gar nicht so sehr darum, einen nachhaltigen Effekt zu erzielen, sondern eher darum, sich an dem Leiden seiner Sub zu erfreuen, dann sollte die Strafe natürlich so ausgelegt sein, dass der Dom dabei voll auf seine Kosten kommt. Geht es eher um erzieherische Strafen, muss er sich überlegen, ob sein eigener Spaß dabei nicht lieber in den Hintergrund treten sollte.
Wie sieht es auf der Subseite aus? Natürlich ist es legitim, dass Sub an Strafen Spaß hat, wenn ihr Dom das so möchte. Will er sie aber bestrafen, um damit einen nachhaltigen Effekt zu erzielen, dann sollte die Strafe schon so ausgelegt sein, dass es für sie unangenehm ist. Andernfalls könnte es passieren, dass Sub in Zukunft genau das unerwünschte Verhalten, welches Dom bestraft hat, erneut zeigt und das vielleicht sogar mit Absicht, um erneut eine schöne Strafe zu provozieren.
Die Sub würde mit der Zeit immer ungehorsamer werden, um immer wieder neue Strafen zu bekommen. Ich bin mir sicher, das ist nicht das, was die meisten Doms erreichen wollen.
Wenn der Dom möchte, dass seine Sub die Strafe trotzdem auf eine gewisse Art genießt, dann bietet es sich an, etwas zu wählen, was Sub durchaus sehr genießen kann. Nur geht er einen Schritt weiter. Er lässt sie es anfangs genießen, überschreitet dann aber ihre Grenzen, so dass es für sie unangenehm wird.
Eben eine echte Strafe. Bei vielen Subs passiert es, dass sie dann zwar die Strafe selbst nicht genießen, aber die Gefühle, die sich hinterher einstellen umso mehr. Und trotzdem wird sie sich an die Strafe erinnern und vielleicht ihr Verhalten ändern.
Wichtig ist, dass Dom bei jeder Strafe stets die Grenzen seiner Sub im Auge behält und ihre Tabus respektiert. Eine Strafe, die sich über die Tabus der Sub hinwegsetzt, erzeugt nicht den erwünschten erzieherischen Effekt, sondern säht Angst und Misstrauen.
Und das belastet die Beziehung und kann sogar zur Trennung führen. Oder noch schlimmer: Dauernden seelischen Schaden bei der Sub anrichten.
Bei der Wahl und Durchführung der Strafe muss Dom immer abwägen, wie weit er gehen kann. Ist die Strafe nicht hart genug oder zu kurz, riskiert er, dass der Effekt, den er erzielen will, verpufft und Sub ihr Verhalten nicht ändert. Sub ist zufrieden, weil sie die Strafe auch braucht, um sich selbst verzeihen zu können, doch mit einer zu laschen Strafe ist das nicht möglich.
Ist die Strafe zu hart, riskiert der Dom, dass seine Sub abstürzt. Ein Dilemma, dass jedem Dom nur zu bekannt sein dürfte. Je länger die Beziehung von Dom und Sub andauert, desto besser lernt Dom seine Sub einzuschätzen, so dass er mit der Zeit zunehmend effektive und genau dosierte Strafen einsetzen kann.
Und sollte es unter euch Doms geben, die mit ihrer Sub mitleiden oder ein schlechtes Gewissen bekommen, weil euch das Strafen viel zu viel Spaß macht, dann denkt daran, dass sie die Strafe hätte vermeiden können.
4. Strafen in der Praxis
4.1 Aus der Sicht des Doms
Der Dom sollte sich genau überlegen, was er mit der Strafe bewirken will.
Welches Ziel er verfolgt.
Möchte er, dass beide daran ihren Spaß haben, wunderbar. Dann wird er etwas wählen, was beiden gefällt und es zwar als Strafe bezeichnen, aber dafür sorgen, dass Sub die gesamte Zeit über genießen kann.
Möchte er selbst seinen Spaß haben, aber gleichzeitig eine erzieherische Wirkung erzielen, dann hat er zwei Möglichkeiten. Er kann etwas wählen, was Sub zwar genießt, aber er geht noch einen Schritt weiter, überschreitet ihre Grenze und sorgt so dafür, dass es zum Ende hin für Sub unangenehm wird. Die zweite Möglichkeit ist, er wählt etwas aus, was er sehr mag, worauf er aber normalerweise verzichtet, weil sie dem gar nichts abgewinnen kann.
In diesem Fall ist die Strafe für sie die ganze Zeit über unangenehm.
Vielleicht ist dem Dom sein eigener Spaß aber auch gar nicht wichtig, sondern er möchte eine nachhaltige und erzieherische Strafe durchführen, dann kann es passieren, dass er hart und konsequent sich selbst gegenüber sein muss, weil er bei der Strafe selbst Opfer erbringen muss. Es hilft, wenn Dom sich in diesem Fall bewusst macht, dass die Maßnahme letztendlich dem Wohl beider dient. So eine Strafe kann zum Beispiel das Verhängen eines Ignos über einen gewissen Zeitraum sein.
Wichtig ist, dass es keine Schande ist, wenn Dom eine verhängte Strafe zurücknimmt oder abbricht, wenn er merkt, dass er seine Sub damit überfordert oder dass die Strafe zu hart ist. Auch Doms sind Menschen und Menschen machen Fehler.
Peinlich wird es immer nur dann, wenn Menschen nicht zu ihren Fehlern stehen und versuchen, sich rauszureden.
4.2 Aus Sicht der Sub
Viel Einflussmöglichkeiten hat eine Sub nicht auf die Strafe, außer sie im Vorwege durch gehorsames Verhalten zu vermeiden. Aber wenn sie merkt, dass sie kurz davor ist, abzustürzen oder dass sie die Strafe keinesfalls aushalten kann, dann sollte sie diese unbedingt abbrechen. Entweder mit dem Safeword oder wenn keines vereinbart wurde, indem sie ihren Dom anderweitig darauf aufmerksam macht, dass nichts mehr geht.
Falsches Heldentum schadet nicht nur der Sub selbst, sondern der ganzen Beziehung. Dom kann nur dann lernen, Sub richtig einzuschätzen, wenn sie ehrlich und aufrichtig zu ihm ist und nicht, wenn sie ständig die Zähne zusammenbeißt.
Auch wenn es eine Strafe ist, sagt eurem Dom, wenn ihr nicht mehr könnt. Aber missbraucht es nicht, um euch vor der Strafe zu drücken.
Das Thema Safeword und Abbrechen einer Session gilt natürlich nicht nur für Strafen, sondern für den gesamten BDSM-Bereich.
5. Muss ich mir wirklich über Strafen Gedanken machen?
Ein eindeutiges: Ja!
Wenn ihr euch mit dem Thema nicht auseinandersetzt, riskiert ihr als Dom eine Sub, die euch fürchterlich auf die Nerven geht oder völlig unzufrieden ist. Wenn ihr ständig nur Strafen durchführt, die der Sub auch Spaß machen und sie aber die Strafe braucht, um sich selbst wieder im Spiegel in die Augen sehen zu können, wird sie auf Dauer sehr unglücklich werden.
Oder aber sie provoziert immer neue Strafen, weil sie ja so schön sind, und nimmt euch im Grunde das Heft aus der Hand.
Andersherum, wenn ihr eure Sub ständig hart bestraft mit Dingen, die sie so gar nicht mag und sie sieht eure Beziehung und das Thema Strafen eher als Spiel, wird sie auch unzufrieden und rennt euch irgendwann weg.
Wenn ihr als Dom permanent zu weich seid, weil eure Sub euch leidtut, macht das nicht nur euch unzufrieden, sondern sie auch. Ihr nehmt ihr die Sicherheit, wenn sie spürt, dass ihr unsicher seid. Ein Dom, der ständig zu hart bestraft, erzeugt Angst. Auch das ist nicht das Ziel eines verantwortungsvollen Doms.
Richtig eingesetzte Strafen können als Dom eure Nerven schonen.
Denn sind sie nachhaltig genug, wird Sub ihr unerwünschtes Verhalten abstellen und beide können sich wieder auf die schönen Dinge des (BDSM-)Lebens konzentrieren. Und Sub fühlt sich bei Dom gut aufgehoben, da sie spürt, dass er verantwortungsvoll handelt und sicher ist in dem, was er tut.
6. Zusammenfassung
In einer reinen Spielbeziehung kann man die Frage, ob Strafen Spaß machen dürfen, eindeutig mit Ja beantworten. Sie sollten sogar, schließlich ist es ein Spiel und beide sollten es genießen.
In einer D/s-Beziehung, einer Beziehung in der BDSM als Lebensweise verstanden wird, ist die Frage nicht so eindeutig zu beantworten.
Dom darf natürlich seinen Spaß an der Strafe haben, muss aber nicht. Wenn er eine erzieherische Wirkung erzielen will, kann es auch mal nötig sein, etwas als Strafe durchzuführen, dass auch Dom keinen Spaß macht. Sub sollte keinen Spaß an der Strafe haben, sonst riskiert Dom, dass die Sub in Zukunft Strafen provoziert und statt gehorsamer ungehorsamer wird.
Wichtig ist, dass der Dom die Grenzen und Tabus seiner Sub stets im Auge behält während der Strafe und dass die Sub eine zu harte Strafe unbedingt abbrechen sollte (mit Hilfe ihres Safewords oder indem sie ihren Dom anderweitig darauf hinweist, dass es zu viel ist).
Wir haben gesehen, dass das Problem, ob Strafen Spaß machen dürfen, gar nicht so eindeutig und einfach zu beantworten ist, wie vielleicht vermutet. Durch die Beschäftigung mit dem Thema in den vorherigen Kapiteln habt ihr einige Denkanstöße bekommen, um die Frage für eure spezielle BDSM-Beziehung beantworten zu können.
Ich würde mich freuen, wenn ihr mir schreibt, wie ihr Strafen in eurer Beziehung handhabt, egal ob Sub oder Dom. Darf Sub bei euch Spaß an Strafen haben?
7. Übungen
7.1 Für Subs: In sich reinhorchen
Wenn ihr das nächste Mal von eurem Dom bestraft werdet, versucht, gnadenlos ehrlich zu euch selbst zu sein. Macht euch die Strafe wenigstens ein kleines bisschen Spaß? Oder ist es eine »echte« Strafe? Erzielt die Strafe bei euch die Wirkung, die euer Dom vermutlich erreichen will? Vielleicht mögt ihr hinterher mit eurem Dom über eure Erkenntnisse reden.
Wenn er permanent an euren Gefühlen »vorbeistraft«, hat letztendlich keiner etwas davon. Reden kann hier eine hervorragende Möglichkeit sein, die BDSM-Beziehung zu verbessern.
7.2 Für Subs: Heldentum abstellen
Nehmt euch fest vor, bei der nächsten Strafe, die für euch zu hart ist, gezielt abzubrechen. Aber bitte seid ehrlich zu euch selbst, nur wenn ihr sie wirklich nicht mehr aushalten könnt! Ein unehrlicher Abbruch, nur weil man sich vor der Strafe drücken will, kann eine Beziehung sehr belasten und führt zu Unmut auf beiden Seiten. Auf der anderen Seite ist falsches Heldentum genauso wenig angebracht.
Wenn ihr es nicht mehr aushaltet, traut euch, dies eurem Dom mitzuteilen. Vielleicht merkt er ja gar nicht, wie hart es für euch ist. Oder er hat euch überschätzt und weiß nun, dass ihr diese Härte (noch) nicht vertragt.
7.3 Für Doms: Motivation prüfen
Bevor ihr das nächste Mal eure Sub für etwas straft, nehmt euch ein paar Minuten Zeit und überlegt euch, aus welcher Motivation heraus ihr das tun wollt. Was wollt ihr mit der Strafe erreichen, was ist euer Ziel? Wählt danach die Art der Strafe aus und inwieweit Sub dabei Spaß haben darf oder nicht.
Überprüft nach der Durchführung der Strafe, ob ihr euer Ziel erreicht habt.
7.4 Für Doms: Spaß am Bestrafen
Wenn Sub so richtig leidet, könnte es vorkommen, dass Dom ein schlechtes Gewissen bekommt, falls ihm die Strafe zu viel Spaß bereitet. Das ist im Grunde unnötig, schließlich hätte Sub die Strafe durch angemessenes Verhalten vermeiden können. Nehmt euch vor, das nächste Mal, wenn Sub etwas anstellt, eine Strafe auszuwählen, die euch Spaß bereitet. Wählt etwas aus, was ihr gerne tut, was aber nicht zu den Vorlieben eurer Sub gehört.
Und dann genießt es in vollen Zügen ohne schlechtes Gewissen.
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